Heimische Heil- und Vitalpilze

Die Einen gehen lieber auf Nummer sicher und kaufen Pilze in biologisch kontrollierter Qualität im Bio-Laden, für die Anderen ist es Sinneserlebnis und Leidenschaft gleichermaßen, das „Fleisch des Waldes“ selbst zu finden. 

Gerit Fischer hat frei nach dem Motto „klein, aber oho“ ein kleines feines Büchlein voll gepackt mit wertvollem Wissen über heimische Heil- und Vitalpilze verfasst. Es enthält praktische Tipps für’s Sammeln und Verarbeiten der Pilze zur späteren Verwendung am Teller oder in der Hausapotheke. Es richtet sich dabei aber vor allem an Menschen, die gerne bewusst eintauchen möchten in die zauberhafte Welt der Pilze, viel Zeit in der Natur verbringen und sich gerne selbst versorgen mit essbaren Schätzen aus der Natur. Ausgewählt wurden 20 Pilzarten, die sowohl leicht zu finden als auch zu erkennen sind, volkskundlich interessant sind und dabei aber weder vom Aussterben bedroht sind noch psychoaktiv wirksam werden können. In den einzelnen Portraits wird auch im Detail auf die unterschiedlichen Gesundheitsfördernden Wirkungen eingegangen.

In der TCM werden Pilze ja bereits seit über 4.000 Jahren erfolgreich für therapeutische Zwecke eingesetzt. In China, Japan und Korea ist die Verwendung von Medizinalpilzen fester Bestandteil der ärztlichen Tradition.

„Pilze kommen aus der Essenz der Berge und Täler,
Wolken und Regen, aus den vier Jahreszeiten, den fünf Elementen, Yin und Yang und Tag und Nacht hervor. Pilze wachsen nur dann,
wenn die Herrscher zum Volk und Land gerecht und gut sind. 
Sie sind kostbar, schwer zu finden und von einem Geheimnis umhüllt.“

Pilze stecken voller Geheimnisse. Was mich ja schon längerem beeindruckt ist die stark entgiftende Wirkung von Pilzen, die sie zu wahren „Erd-Heilmitteln“ macht.

„Das englische Wort dafür ist „soil remediation“. Pilze sind durch ihre ungewöhnliche Enzym-Ausstattung in der Lage, eine Reihe von Problemstoffen zu zersetzen und zu entschärfen. Dazu zählen viele Schadstoffe und sogar Kunststoffe wie Plastik. Oder Erdöl. Böden, die mit Erdöl kontaminiert sind, können mit bestimmten Pilzen „entgiftet“ und wieder in brauchbaren Ackerboden verwandelt werden!“

Es fasziniert mich immer wieder auf’s Neue, was für eine Sonderstellung Pilze in jeglicher Hinsicht einnehmen. Wie intelligent sie vernetzt sind und mit Bäumen kommunizieren oder dass sie Substanzen enthalten, die in keiner Pflanze vorkommen und von unserem Organismus gut „verstanden“ werden. Sie wirken zum Beispiel sehr förderlich auf unsere Immunsystem. Streng genommen und Entwicklungsgeschichtlich stehen Pilze allerdings den Tieren (und somit auch uns Menschen) allerdings näher als Pflanzen. Sie bilden nämlich kein Chlorophyll und ihre Zellwände bestehen nicht aus Cellulose, sondern aus Chitin. Das ist jener Stoff, der Pilze vielleicht in größerer Menge genossen etwas schwer verdaulich macht. Pilze sind eigentlich auch unsichtbar, besteht er doch aus feinsten Fäden, den Hyphen, die das Substrat als dichtes Geflecht („Mycel“) durchziehen. Ein Teil der Pilze wächst „frei“ im Boden, die anderen auf Baumstämmen, Ästen, Zapfen oder Blättern. Und nur Baumpilze wiederum können das Lignin im Holz abbauen und die typischen Inhaltsstoffe ihrer Wirtsbäume aufnehmen, die sich dann mit ihren eigenen verbinden. Pilze bilden also Stoffe, die sonst nirgends vorkommen und beweisen damit wieder einmal ihre Sonderstellung.

Damit wir diese entgiftende Heilwirkung auch positiv für unseren Körper verwenden können, ist die perfekte Qualität der genossenen Pilze natürlich unumgänglich. Wer nicht sicher sein, dass der Boden schadstofffrei ist, auf dem eifrig gesammelt wird bzw. nicht ausschließen kann, dass er die Heilpilze erfolgreich von seinen gefährlichen „falschen Freunden“ unterscheiden kann, der ist vielleicht mit Pilzen von einem der vielen heimischen Pilzzüchter in biologisch kontrollierter Qualität besser bedient. Hauptsache Pilze, die so magisch und Gesundheitsfördernd zu gleich sind. Das noch dazu in Zeiten, in denen unser Immunsystem bestimmt über jeden natürlichen Booster dankbar ist. Wohl bekomm’s!

„Sie haben keine Knospen, Blätter, noch Blüten.
Und dennoch haben sie Früchte.
Köstliche Nahrung, gar Medizin.
Eine Vollendung der Natur.“
(Alte chinesische Weisheit)

Gerit Fischer:
Heimische Heil- und Vitalpilze. 20 Pilze für Küche und Hausapotheke.
Mankau Verlag 2020.

Foto: Gerit Fischer