Apfelgarten

Mein liebster Apfelgarten steht bei meiner geschätzten Freundin und Bio-Bäuerin Christa in Leitzersdorf. Ich kenne niemanden, der mit seinen Pflanzen so liebevoll umgeht wie sie. Einmal im Jahr trommelt Christa ihre liebsten FreundInnen und fleißigsten Hände zusammen, wenn die Äpfel möglichst zum perfektesten Zeitpunkt gepflückt werden möchten. Was ist das immer für ein Spaß! Ja klar, mit der Zeit auch anstrengend, aber gemeinsam geht die Arbeit einfach viel schneller von der Hand. Und man schmeckt es einfach, wenn ein Apfel frei von Pestiziden aufwachsen durfte und dann auch noch freudvoll per Hand gepflückt und verarbeitet wird. Auch Barbara Haiden dürfte gerne durch ihren Apfelgarten spazieren und sich für den Fortbestand heimischer alter Sorten einsetzen. Sie bewirtschaftet auch selbst ihren eigenen Obstgarten im niederösterreichischen Mostviertel und gilt als Expertin auf dem Gebiet der Erhaltung alter Sorten.

In vielen von uns weckt der Anblick eines rotbackigen Apfels schöne Erinnerungen, liebevolle Gedanken und ein wenig wohl auch die Sehnsucht nach einer intakten Welt. Der Apfel ist eine der beliebtesten Früchte weltweit – faszinierend in seiner Vielfalt, beeindruckend in seiner Vielseitigkeit.

Ihr kürzlich erschienenes Buch „Apfelgarten“ ist trotz der 60 Rezepte noch weit mehr als „nur“ ein Kochbuch. Sie zeigt uns damit nicht nur die Vielfalt an unterschiedlichen Sorten und Möglichkeiten der kulinarischen Genüsse, sondern erwähnt auch viele interessante Fakten. Hast Du zum Beispiel gewusst, dass sich 70 % der wertvollen Inhaltsstoffe des Apfels direkt unter der Schale befinden? Oder dass Äpfel eine bemerkenswerte Menge an sekundären Pflanzenstoffen enthalten? In vielen alten Sorten ist der Gehalt dieser Stoffe mit zellschützender Wirkung übrigens um ein Vielfaches höher als in modernen Plantageäpfeln.

Auch in der TCM erfreuen sich Äpfel großer Beliebtheit. Wirken sie doch prinzipiell relativ ausgleichend, sodass sie niemandem richtig „schaden“ könnten. Im Gegenteil – für die meisten hat er eine sehr stärkende Wirkung auf unsere „Mitte“. Seine thermische Wirkung wird als kühl eingestuft, sein Geschmack – je nach Sorte – als süß oder sauer. Den stärksten Einfluss hat er auf die Funktionskreise Lunge, Milz, Magen, Dickdarm, Dünndarm und Gallenblase. Vor allem als Kompott oder Mus zubereitet gilt er als Yin tonisierend, dh er kann erfolgreich Mundtrockenheit, Magentrockenheit, innerer Unruhe, Hustenreiz, faltiger Haut und sogar zähem Schleim entgegen wirken. Der Apfel kann aber auch Nässe oder Feuchtigkeit transformieren, die sich in Form von Ödemen, Durchfall oder Gallenproblematiken zeigt. Seine ausgleichende Wirkung zeigt sich etwa auch daran, dass er andererseits auch Verstopfung und verlangsamter Darmperistaltik entgegen wirken kann. Die ideale Frucht also für die harmonisierende Erde-Zeit im Spätsommer!

Über Rosen lässt sich dichten,
in Äpfel muss man beißen.
(Johann Wolfgang von Goethe)

Ein Buch wie ein Gedicht für all jene, die Äpfel so sehr schätzen wie ich oder die beständigste aller heimischen Früchte gerne noch besser kennen lernen möchten!

 

Barbara Haiden:
Apfelgarten. Süßes & Herzhaftes mit heimischen Sorten. ars vivendi 2022.